Von Spätstartern und schnellen Erfolgen…

Ein lautes Kreischen fährt durch meine Ohren direkt in mein Gehirn… Urplötzlich riss mich das Geräusch aus meinem Tagtraum von einem großen Fisch, durch mich gefangen wie mittlerweile zu Hauf auf Youtube zu finden. Ich rede nicht von Angelseen mit ausgesetzten Fischen sondern von Fischen die in Kanälen vor unserer Tür ihr Unwesen treiben.

Ich selber wohne keine 5 Minuten vom Knockster Tief in Ostfriesland entfernt. Bis letztes Jahr konnte ich noch nicht soviel mit dem „Bach“ vor meiner Haustür Anfangen. Bis ich mich dazu entschloss meine Fischereiprüfung abzulegen. Wie heutzutage üblich schaute ich bei Einschlafproblemen per Smartphone mal bei Youtube rein und suchte nach sinnlosen Begriffen. Irgendwann landete ich dann bei einem Video, welches den besagten Matze Koch beinhaltete und ich war fasziniert. Aus einem 20 minütigen Clip wurden dann ca. 2 Stunden Videos in dieser Nacht.
„Das will ich auch“ war mein erster Gedanke. Das Angeln in der Natur in völliger Abgeschiedenheit und hierzu noch erfolgreich. Ich ahnte nicht, dass bis zum ersten Ansitz mehrere Monate mit Lehrstunden sowie Prüfungen vergehen würden. Schnell wurde mir aber klar, dass man im Umgang mit anderen Lebewesen, sei es Fisch, Hund oder Baby, eine gewisse Vorbereitung bedarf.

Nach mühseligen Abenden und erfolgreicher Prüfung durfte ich nun alleine los. Also erstmalig rein in den nächsten Angelladen und Besteck kaufen. Der augenscheinlich nette und liebe Verkäufer schien in mir ein gutes Geschäft zu sehen. „Auf was willst du gehen?“ war die erste Frage. Meine Antwort: „Große Raubfische!“ sein starres Gesicht formte innerhalb von Bruchteilen einer Sekunde zu einem breiten Grinsen. Nach ca 25 Minuten passierte ich die Kasse und war ca. 250,- € los. Wie sich später herausstellte mit ner 80 Gr. Spinnrute zum Raubfisch prügeln die eine Aktion wie ein Stahlrohr hatte und Jigköpfen von 20 gr. die bei Glück innerhalb der 0,5 sek Absinkphase den potentiellen Fisch direkt ohnmächtig schlugen aber mit Sicherheit dem Köder nicht auch nur ein Funken Leben einhauchten.

Nach einigen Solotouren und sich natürlich bei obigen Equipment einstellender Misserfolgen ließ meine Motivation stark nach. In der Natur sein OK aber rein gar nix fangen? Allein der häusliche Erfolgsdruck bei den getätigten Investitionen war enorm. Also was tun?

Ich wandte mich dann an den Autor dieser Seite, einem alten Kollegen aus dem Studium. Als erstes gab es ein Guiding beim Fachhändler mit dem Einkauf von richtigen Equipment. Ein paar Tage später dann eine Tour mit der Werder.
Und dann geschah es der erste Fisch größer 10 cm. Ein kräftiges Tok auf einen Gelb Roten Gufi. „War das ein Biss“ war der erste Gedanke. Leicht panisch und nervös fing ich an zu drillen und rief Ingo „Fisch“ zu. Nach dem Drill schimmerte dann die Flanke eines schönen Zanders durch die Wasseroberfläche. Sicher im Kescher freute ich mich wie ein kleiner Schuljunge. Ich war total mit Adrenalin vollgepumpt. Der Stachelritter hatte gute 65 cm und war sauber gehakt. Was für ein Erlebnis. Der Erste Raubfisch und dann ein wundervoller Zander.
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Ca. 6 Monate später saß ich nun an meinem „Bach“mit dem festen Willen einen Karpfen zu fangen. Eine Woche zuvor war ich bereits los und badete nur Boilies. Ich hatte dank vieler hilfreicher Tipps eines sehr erfolgreichen Karpfenanglers, der mich auch bereits zuvor einige male mit auf Touren mit der Spinnrute genommen hatte, eine Stelle 3 Tage vorher präpariert. Hierzu organisierte mir 50 kg Mais den ich mit Weizen quellen lies und brachte Ihn zusammen mit ein paar Boilies täglich zu meinem besagten Angelplatz.Nun war der Tag dar. Gegen 10.00 war ich angekommen und brauchte erstmal Luft. 4-5 mal zum Auto latschen und das Tackle zum Platz bringen war ordentlich anstrengend. Zelte, Rod Pod, Bissanzeiger, Liege, Schlafsack, Stuhl usw. Alles was man halt so brauch. Bis dann alles Stand und die Montagen fertig waren, war es auch schon fast Mittag.

Ich kochte mir eine Kaffee und setzt mich hin und war wie Anfangs erwähnt tief in Gedanken.

Das laute Kreischen der Bissanzeiger war es das mich aus meinem Traum riss. Der Swinger schlug auf den Boden. War das ein Fallbiss? Fragte ich mich. 3 Sekunden später flog der Swinger hoch und der Freilauf meiner Rolle fing an zu Surren.

Ohhh Ja. Das war ein Biss. Ebenso Adrenalin durchflutet wie beim ersten Zander blieb ich zögerlich in meinem Stuhl sitzen und vergaß beinahe das es nun Zeit wäre die Rute vom Rod Pod zu nehmen und anzuschlagen.

Doch ich schaffte es gegen die Adrenalinlähmung anzukämpfen und ich nahm den Drill an.
Mal konnte ich Schnur gewinnen mal nahm der Fisch das erkämpfte Stück wieder an sich. Nach ca. 10 Minuten war es dann soweit. Der Fisch war im Kescher. Es war ein ca. 18 Pfund schwerer Schuppenkarpfen. Die hellen Schuppen glänzten in der Sonne. Welch ein wunderbares Tier.

Ich feierte diesen Moment des Glückes noch als auf der gerade wieder ausgebrachten Rute der Bissanzeiger erneut losging. Der Swinger schlug erneut durch und die Schnur blieb schlapp. Ich nahm die Rute hoch um zu prüfen was los ist. In diesem Moment spannte sich die 0,36 Monofile Schnur und die Kopfbremse fing unverzüglich an zu krächzen. Ich spürte sofort, dass der Gegner am Ende größer war als der Erste der vor 30 Minuten gelandet war. Die ersten Minuten nach dem Anschlag zog er von links nach rechts und umgekehrt am ggü. Liegenden Ufer hin und her bis er sich entschied sich in die Strömung zu stellen (Schöpfwerk pumpte) und mir somit der Schweiß vor die Stirn schoß. Mit meinen ca. 250m Schnur auf der kleinen Rolle könnte das schnell eng werden dachte ich. Aber nach 15 min. endete der Widerstand genauso plötzlich wie er Anfing. Anscheinend sparte er Kräfte für den letzten Akt. Als der Kescher in Reichweite kam kochte das Wasser und er zog weg. Zum Glück hatte ich gelernt die Bremse bis zum Schluss offen zu lassen, so dass auch diese pariert werden konnte.

Es war geschafft! Der 2te Fisch innerhalb von 45 Mintuen war gelandet. Der kleine Kescher verbog sich unter der Last von 25 Pfund die der wunderbare Schuppi auf die Waage brachte. Ich war erleichtert und glücklich zugleich.

Für mich war es einer der beeindruckendsten Tage in meinem Leben welchen ich nicht so schnell vergessen werde. Ich beschloss die Nacht nicht mehr zu machen sondern diesen Tag zuhause ausklingen zu lassen im Kreise meiner 3 besten Fänge.

Ein großer Dank gilt meinen beiden Mentoren die trotz der mittlerweile vorherrschenden Art und Weise möglichst alle gängigen Fangplätze sowie Techniken abzugreifen mich mit Ihren Tipps und Erfahrungen weitergeholfen haben und somit ebenso diese Fische gefangen haben wie ich es tat.
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One comment to Von Spätstartern und schnellen Erfolgen…

  • Uwe Rieken Uwe Rieken  says:

    Toller Bericht! Schön das wir dir helfen konnten und allzeit Petri Heil!

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